Heute morgen wurden an der Weidenhäuser Brücke mehrere Hakenkreuze sowie ein "Heil Hitler" Schriftzug festgestellt, die dort in den Sandstein geritzt wurden.
Der 9. November ist der Jahrestag der Reichspogrom-Nacht. Wie in vielen anderen Städten Deutschlands wurde auch in Marburg 1938 die Synagoge in der Universitätsstraße durch die SA abgebrannt, jüdische Geschäfte geplündert und in den nächsten Tagen zahlreiche jüdische Männer festgenommen und deportiert.
Der oder die Täter:innen haben sehr wahrscheinlich gezielt an diesem Jahrestag Hakenkreuze im öffentlichen Raum angebracht. Diese Tat ist Ausdruck einer bösartigen antisemitischen Ideologie und zielt ganz konkret auf die Einschüchterung von Jüdinnen und Juden ab. Es wird deutlich, dass auch in einer Stadt, die beständig ihre Weltoffenheit und Toleranz betont, nach wie vor antisemitische und neonazistische Einstellungen existieren.
Diese Tat kommt nicht aus dem nichts, sondern reiht sich ein in eine antisemitische Grundstimmung, die seit dem 7. Oktober noch einmal deutlich zugenommen hat. In Marburg gab es immer wieder Schmierereien und Bedrohungen. Im Juni diesen Jahres wurden in der Philosophischen Fakultät der Philipps-Universität mehrere Hakenkreuze gemalt, bei denen gezielt eines auf einen Aufkleber des Jufos geschmiert wurde. Im Oktober wurde ein Hakenkreuz in der Oberstadt festgestellt.
Wir bedanken uns ausdrücklich bei den Personen, die die Hakenkreuze an der Weidenhäuser Brücke umgehend entfernt haben.
Es ist weiterhin notwendig sich aktiv gegen jede Form von Antisemitismus einsetzen.

Heute Abend, schaut vorbei!

Ankündigungstext:

"In Diskussionen über den Konflikt Israels mit seinen Nachbarn trifft man regelmäßig auf die Behauptung, der Antisemitismus in der Region sei erst als Reaktion auf die Gründung des jüdischen Staates 1948 virulent geworden. Der Vortrag wird dagegen zeigen, inwiefern der Antisemitismus in den arabischen und islamischen Gesellschaften eine entscheidende Bedeutung für die Konfliktentstehung hat und die Auseinandersetzungen in der Region bis in die Gegenwart prägt. Die antijüdischen Traditionen islamischer Gesellschaften und der europäische Antisemitismus transformieren sich im 20. Jahrhundert zu einem antisemitischen Antizionismus, der in der nationalsozialistischen Ideologie, diversen Ausprägungen des politischen Islam und in Teilen der globalen Linken artikuliert wird.
Vor diesem Hintergrund wird der Vortrag die Bedrohungssituation Israels nach dem Pogrom und der Vernichtungsaktion vom 7. Oktober skizzieren und verdeutlichen, inwiefern die konsequente Bekämpfung der Hamas, der Hisbollah und des iranischen Regimes die Voraussetzung für jegliche Verbesserung der Situation im Nahen und Mittleren Osten ist."

Stephan Grigat ist Professor für Theorien und Kritik des Antisemitismus an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und Leiter des Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) in Aachen. Er ist Research Fellow an der Universität Haifa und am London Center for the Study of Contemporary Antisemitism, Autor von „Die Einsamkeit Israels: Zionismus, die israelische Linke und die iranische Bedrohung“ (Konkret 2014), Herausgeber von „Kritik des Antisemitismus in der Gegenwart: Erscheinungsformen – Theorien – Bekämpfung“ (Nomos 2023) und Mitherausgeber von „Erinnern als höchste Form des Vergessens? (Um-)Deutungen des Holocaust und der Historikerstreit 2.0“ (Verbrecher 2023).

Heute Abend!

Morgen Abend im Trauma. Kommt vorbei!