Das Annolied — Ein hervorragendes Beispiel von "Universaler Geschichte" in der mittelhochdeutschen Sprache: Das Lied erzählt die Geschichte der ganzen Welt, von ihrer Schöpfung, vom Sündenfall bis zu den Tagen des Bischofes Anno II (1010-1075) von Köln. Als Übergang von den Urzeiten des Nahen Ostens zum germanischen Mittelalter benutzt der unbekannte Dichter die Vier-Reiche-Lehre des Buches Daniels. So kommt er innerhalb weniger Strophen von den Zeiten Nimrods und des Turms zu Babel zur Zeit der spätantiken Völkerwanderung. Die Erzählung geht direkt von der Auslegung der im Traum Nebukadnezars eisernen Beine des Standbildes als Römischem Reich (Daniel 2:33) zu den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Julius Caesar und den Germanen über. Darüber hinaus wird im Gedicht jedem der germanischen Stämme ein Ursprung in der Urzeit zugeordnet. So stammten bspw. die Franken von den Trojanern ab und die Bayern aus dem Gebiet des heutigen Armenien. Es wird zusätzlich behauptet, dass dort auf dem Berg Ararat unter den noch sichtbaren Überresten der Arche Noahs, Deutsch gesprochen würde (Zeilen 309-318).

Hier eine moderne Übertragung der wunderschönen Beschreibung der Schöpfung des Menschen vom Anfang des Werkes:

Die Erlöserkirche in Bad Homburg

Kaiser Wilhelm II. kommt einem sicher nicht in den Sinn, wenn man an Deutsche Orthodoxie denkt. Von Haus aus dem Calvinismus verpflichtet, entwickelte er jedoch eine unerwartete Vorliebe für romanische und byzantinische Architektur. Ein eindrucksvolles Beispiel ist die Erlöserkirche in Bad Homburg. Am 17.05.1908 wurde sie feierlich in einem großen Festakt in Anwesenheit des Kaiserpaares Wilhelm II. und Auguste Victoria eingeweiht. Letztere war sogar offizielle Patronin.

Äußerlich ganz im Stile der deutschen Hochromanik, entspricht das Innere der Kirche sizilianischer Romanik und erinnert tatsächlich an die Hagia Sophia in Konstantinopel. Die Wände sind mit Mosaikmotiven geschmückt. Dabei fällt einem insbesondere der Christus Pantokrator in der Apsis ins Auge. Sogar der Lettner ähnelt einer Ikonostase, wobei der Altar dessen Zentrum darstellt und nicht wie in orthodoxer Tradition die Türen.

Das kaiserliche Kirchenbauprogramm liefert eins ums andere Mal den Beleg dafür, dass Wilhelm sich der Wurzeln des deutschen Kaisertums im ersten Jahrtausend bewusst war und daran anzuknüpfen versuchte.

Doch mit dem Schwinden des Eises eröffneten sich ihnen neue Möglichkeiten: Wilde Pferdeherden wanderten durch die sich herausbildenden weiten Grassteppen Osteuropas und Zentralasiens.

Unsere Vorfahren, man spricht von ihnen in der Linguistik als Proto-Indogermanen, fingen einzelne Tiere und begannen diese zu domestizieren, um sie zur Gewinnung von Fleisch und Milch, sowie als Last - und Reittiere zu nutzen. Die Lebensweise der Steppennomaden war geboren.

Mit ihrer nomadischen Lebensweise und der Fortbewegung zu Pferde, war diese Kultur äußerst mobil. Gruppen junger Kriegerbanden begannen alsbald, sich über die eurasischen Steppen und darüber hinaus auszubreiten. Ihre Kriegszüge führten sie gen Osten, Süden und Westen.

Mit ihrem Eindringen nach Mitteleuropa stießen sie auf unsere sesshaften Vorfahren, die im heutigen Deutschland als bekannte Megalitherbauer, der von der Archäologie bezeichneten Trichterbecherkultur lebten. Stonehenge ist wohl das bekannteste solcher megalithischer Bauwerke und stammt von einer vergleichbaren Kultur der Jungsteinzeit. Erneut kam es zur Vermischung beider Völker und fortan erstreckte sich in Mitteleuropa und Südskandinavien ein großer Kulturraum, welcher in der Archäologie als die Schnurkeramische Kultur bezeichnet wird.

Die Neuankömmlinge wurden sesshaft und die Alteingesessenen übernahmen ihre Sprache. Der damals gesprochene Dialekt der Steppennomaden ist die direkte Ursprache eines Großteils der Weltbevölkerung. Menschen von Indien bis Irland und Amerika sprechen indogermanische Sprachen heutzutage, deren ursprüngliche Form in den südrussischen Steppen beheimatet war. Mit den verschiedenen Migrationen verbreitete sie sich über ganz Eurasien. Dazu gehören die germanischen, keltischen, slawischen, iranischen, indischen, griechischen und romanischen Sprachen, sowie viele weitere. Von diesem Zeitpunkt an, um das Jahr 2000 v. Chr. , kann man davon ausgehen, dass die früheste Form einer urdeutschen Sprache im heutigen Deutschland verwendet wurde.

Durch die Vermischung der beiden Völkerschaften war die Ethnogenese des urdeutschen Volkes, durch äußere Zuflüsse bestimmt, abgeschlossen. Von da an fanden keine weiteren, großen Wanderbewegungen ins heutige Deutschland statt, die einen großen Einfluss auf die genetische Zusammensetzung unserer Vorfahren hatten.

Interessanterweise lässt sich dieser Vorgang des Aufeinandertreffens der beiden Menschengruppen in den nordischen, altertümlichen Mythen über den Krieg, zwischen dem Göttergeschlecht der Asen und Warnen, widerfinden. Die Asen stehen dabei wohl für das Menschengeschlecht aus den Steppen und die Warnen für jenes der autochthonen Vorbevölkerung.

Viele Veränderungen brachte dieser Wandlungsprozess mit sich und eine bedeutende Neuerung sollte bald die Verwendung eines besseren Werkstoffs, nämlich der Bronze sein.

Hiermit beenden wir zunächst unsere Betrachtung über die Ur - und Frühzeit unserer Vorfahren. Wir werden uns mit ihrer weiteren Entwicklung in den kommenden Teilen befassen.