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Falsche Ich-Wahrnehmung
„Ich bitte Sie, das ganz besonders zu berücksichtigen. Der Mensch glaubt sein Ich zu kennen, aber wie kennt er sein Ich? Wenn Sie eine rote Fläche haben und dahinein ein Loch machen, der Hintergrund aber finster ist, also gar nichts ist, so sehen Sie rot und Sie sehen das Loch als schwarzen Kreis; das Nichts nehmen Sie wahr, wo der schwarze Kreis ist, da ist nichts. So wie das umliegende Rot, so sehen Sie in Ihrem Seelenleben auch das Ich. In Wahrheit ist das, was der Mensch glaubt als Wahrnehmung seines Ich zu haben, nur ein Loch in seinem Seelenleben. Weil dort noch nichts ist, oder wenigstens nicht viel ist, so glaubt der Mensch, daß er da sein Ich wahrnimmt, während er ringsherum nur dasjenige wahrnimmt, was ihm sein Gehirn durch seinen physischen und Ätherleib zeigt. Mit der Ich-Wahrnehmung ist es nämlich in der gegenwärtigen Entwickelung des Menschen, während er im physischen Leib zwischen Geburt und Tod weilt, noch nicht sehr weit her. Während des Schlafes sind wir bewußtlos. Aber in bezug auf das Ich sind wir auch während des Tages, während des Wachens bewußtlos, und doch muß dem Ich das Moralische eingepflanzt werden. Sie sehen also, in bezug auf die Einpflanzung des Moralischen ist der Mensch im Verhältnis zu seiner Intellektualität noch recht babyhaft. Das ist der tiefere Grund, warum der Mensch während der Erdenentwickelung so außerordentlich schwierig im Moralischen vorwärtskommt, während die intellektuelle Entwickelung verhältnismäßig leicht vorangeht.“
Rudolf Steiner, GA 176, Seite 353
Steiner über das verborgene Wesen der westlichen Demokratien:
„Dadurch allein werden die Menschen sich Wirklichkeitssinn er werben. Denn heute fehlt den Menschen selbst in bezug auf das Primitivste des Umlebens und des Miterlebens der Wirklichkeitssinn. Die Menschen glauben heute realistisch, materialistisch zu sein, sind aber die abstraktesten Theoretiker, die man sich nur den en kann, sind vollgepfropft von bloßen Theorien, schlafen in lauter Theorien und sind sich dessen nicht bewußt, daß sie in Theorien schlafen. Wenn einmal einer aufwacht - es ist nicht Zufälligkeit, aber man könnte in populärer Redewendung sagen -, wenn einmal einer zufällig aufwacht und etwas wach sagt, wird er einfach unberücksichtigt bleiben. So geht es eben heute.
Sie werden vielleicht schon gehört haben, daß von gewissen Leuten immer wiederum in die Welt posaunt wird: Die Demokratie muß die ganze Kulturwelt ergreifen. Demokratisierung der Menschheit ist dasjenige, was das Heil bringt; dafür muß man nun alles kurz und klein schlagen, damit die Demokratie sich ausbreitet auf der Welt. -Ja, wenn die Menschen einfach so fortleben, daß sie die Dinge, die als Begriffe an sie herantreten, nur so an sich herankommen lassen, also ganz aufgehend in dem Begriffe Demokratie, dann haben sie eben den Begriff Demokratie so, wie ich ihn als Definition des Menschen angeführt habe: Ein Mensch ist ein Wesen, das zwei Beine und keine Federn hat - wie ein gerupfter Hahn. - Denn ungefähr so viel, wie der, dem man einen gerupften Hahn zeigt, vom Menschen weiß, wissen die Menschen, die heute die Glorie der Demokratie verkündigen, von der Demokratie. Man nimmt Begriffe für Wirklichkeiten. Dadurch aber ist es unschwer möglich, daß die Illusion sich an die Stelle der Wirklichkeit setzt, wenn es sich ums Menschenleben handelt, indem man die Menschen einlullt und einschläfert durch Begriffe. Dann glauben sie, in ihrem Streben gehe es dahin, daß jeder Mensch seinen Willen zum Ausdruck bringen könne durch die verschiedenen Einrichtungen der Demokratie, und merken nicht, daß diese Strukturen der Demokratie so sind, daß immer ein paar Menschen an den Drähten ziehen, die andern aber werden gezogen. Doch weil man ihnen immer vorredet, sie sind in der Demokratie drinnen, merken sie nicht, daß sie gezogen werden, daß da einzelne ziehen. Und um so besser können diese einzelnen ziehen, wenn die andern alle glauben, sie ziehen selbst, sie werden nicht gezogen. So kann man ganz gut durch abstrakte Begriffe die Menschen einlullen und sie glauben das Gegenteil von dem, was Wirklichkeit ist. Dadurch können aber die dunkeln Mächte gerade am allerbesten wirken. Und wenn einmal einer aufwacht, so wird er eben nicht berücksichtigt.
GA 177, Seite 264 ff (weiter im Text geht es in der nachfolgenden Datei!)
Was man so allgemein unter einem Ich versteht, ist ganz schön weit weg von dem Ich, mit dem Steiner uns immer wieder bekannt machen möchte!!!
„Wir sprechen vom Ich, wir meinen, vom Ich sprechen zu können. Daß wir ein Wort haben für dieses Ich, das ist ja kein Beweis, daß wir bei diesem Worte auch einen Seeleninhalt haben. Es gibt heute Philosophen, die fassen das Ich überhaupt nur als eine Zusammenfassung desjenigen auf, was als Vorstellung, als Gefühl erlebt wird. Gewissermaßen nur dasjenige, was von einer Vorstellung zu der andern, von einer Empfindung zu der andern, von der Empfindung zur Vorstellung hin als Verbindungsstriche gezogen wird, was also selber ganz abstrakt ist, das wird oftmals heute als das Ich aufgefaßt. Aber man kann sagen, in gewissem Sinne hat sogar diese Auffassung eine eingeschränkte Berechtigung. Denn was in der Seele erlebt wird, wenn man von solchem Bewußtsein des Ich spricht, das ist im Grunde genommen gar nicht einmal ein Inhalt.
Sehen Sie, wir können eine weiße Fläche haben, können sprechen von Weiß - ich habe das Bild schon Öfter gebraucht - wir sehen das Weiß, aber wir sehen hier in der Mitte auch das Schwarz. Da ist kein Weiß, da fehlt das Weiß, und doch sehen wir durch das Weiß das Schwarze (es wird gezeichnet).
Wer wirklich das Seelenleben analysieren kann, der kann einsehen, daß wir heute in der Seele etwas erleben, was sich vergleichen läßt mit diesem Weiß. Wir erleben Schmerz und Lust, wir erleben diese und jene Empfindung, Liebe, Haß und so weiter. Wir erleben Vorstellungen, obwohl die schon für das gewöhnliche Bewußtsein etwas recht Graues sind, wenn sie rückerlebt werden wollen in der Reflexion; aber wir erleben mit diesem Bewußtsein das Ich so, wie hier das Schwarze im Weißen. Da, wo wir nichts erleben, wo wir gewissermaßen ein Loch erleben in unserem Bewußtsein, da setzen wir das Ich hin für das gewöhnliche Bewußtsein. Kein Wunder, daß wir vom Ich sprechen; wir sprechen auch hier vom schwarzen Loch. In dem, was der Mensch vom Aufwachen bis zum Einschlafen erlebt, ist das Ich nicht enthalten. Die Frage kann sich uns vor die Seele stellen: Wie kommen wir denn überhaupt zu einer Möglichkeit, für das Ich Vorstellungen zu gewinnen? - Ja, da wird derjenige, der nun ernsthaft nach Erkenntnis fragt, auf etwas anderes geführt. Er findet überall in dem, was uns umgibt in der Welt, keinen Anhaltspunkt, für das Ich Vorstellungen zu gewinnen. In der Regel ist ja das, was uns umgibt, das eine Mal draußen, das andere Mal drinnen in der Seele. Es ist ja im Grunde genommen dasselbe. Und wenn wir innerlich für das Ich nur ein Loch finden, so können wir auch unter den gewöhnlichen Verhältnissen nicht äußerlich einen Anhaltspunkt finden, wohin wir unser Ich gewissermaßen stellen können.
Wer ernsthaft nach Erkenntnis strebt, findet in dem Geschehen der Welt eine Möglichkeit, an das Ich heranzukommen, nur bei einer Erscheinung: das ist die des Todes. Gerade dann, wenn mit dem Tode das Menschenwesen aufhört, wenn gewissermaßen der menschliche Leib den äußeren Kräften übergeben wird, denen er entzogen war von der Geburt oder von der Empfängnis bis zum Tode, dann, wenn wir nun in der Lage sind, uns nunmehr noch eine Vorstellung vom Menschen zu bilden, jetzt, wo wir keine Möglichkeit mehr haben, vom Leibe aus auf den Menschen zu schließen, dann beginnt für uns erst die Möglichkeit, an das Ich heranzutreten. Wir müssen bei derjenigen Erscheinung beginnen, die gewissermaßen am unerklärlichsten ist unter den äußeren Erscheinungen, am unerklärlichsten deshalb, weil sie mit dem gewöhnlichen Bewußtsein nicht mehr zu erfassen, am wenigsten hereinzubringen ist in das Bewußtsein.“
Rudolf Steiner, GA 206, Seite 192 ff
Schon vor über 100 Jahren konstatierte Steiner eine Schwächung der Denkkraft und einen blinden Autoritätsglauben:
„Wir haben auch im Laufe dieses Herbstes geradezu darauf aufmerksam gemacht, welches die tieferen Gründe dafür sind, daß gerade im 19. Jahrhundert die Welle des Materialismus so hoch gegangen ist, und ich mußte immer wieder betonen, daß die geisteswissenschaftliche Einsicht in dieses Hochgehen der Welle des Materialismus durchaus nicht dazu führt, die großen Fortschritte der äußeren materialistischen Naturwissenschaft zu verkennen oder mißzuverstehen. Die sollen durchaus anerkannt werden, und immer wieder wird es betont, daß diese materialistischen Fortschritte der Naturwissenschaft von uns anerkannt werden müssen. Aber das obliegt uns insbesondere, zu durchschauen, daß im Laufe des 19. Jahrhunderts und bis in unsere Tage herein der große Fortschritt auf dem äußeren materiellen Gebiete verbunden war mit einem Zurückgehen der Denkkraft, des klaren, sicheren Denkens. Das klare, sichere Denken, das ist zurückgegangen insbesondere in der Wissenschaft. Wo Wissenschaft getrieben wird, ist insbesondere das klare, und namentlich das sichere, das inhalterfüllte Denken zurückgegangen. Und da der Autoritätsglaube, trotzdem es die Menschen nicht glauben, in keiner Zeit so stark ist wie in unserer Zeit, so hat sich mitgeteilt jene Trostlosigkeit in bezug auf die Denksicherheit auch den weitesten Kreisen, dem ganzen populären Denken. Wir leben geradezu in dem Zeitalter des verwahrlosten Denkens, und zu gleicher Zeit in dem Zeitalter des blindesten Autoritätsglaubens. Wie steht doch der Mensch heute durchaus unter dem Eindruck: er müsse glauben, er müsse die Autoritäten anerkennen, die von den äußeren Mächten sanktioniert sind. Man will wissen, ob man zu diesem oder jenem berechtigt ist. Man denkt heute zumeist gar nicht darüber nach, daß das eine individuelle Angelegenheit sein könnte, daß man sich damit eventuell beschäftigen könnte! Nein, man geht zu denjenigen, bei denen sich «Recht und Gesetz wie eine ewige Krankheit forterben», und läßt sich Aufschluß geben, ohne daß man den Anspruch darauf macht, über die Dinge, über die man Aufschluß bekommt, irgendwie selber nachzudenken. Denn man hält es so für richtig, die Autorität blindlings anzuerkennen. Man wird krank, man überhebt sich ganz und gar der Mühe, dabei irgendwie auch über die einfachsten Dinge etwas zu wissen. Wozu? Dazu haben wir ja die staatsabgestempelten Mediziner, und die haben sich mit unserem Leib zu beschäftigen. Uns geht dieser unser Leib eigentlich nicht das geringste an! Man will über irgendeine andere Frage entscheiden, man geht zu denen, die es wissen sollen: zu den Theologen, zu den Philosophen, zu dem oder jenem.“
Rudolf Steiner, GA 165, Seite 101/102
Man darf sich nicht von wohlklingenden Begriffen einlullen lassen!!!!
„Dadurch allein werden die Menschen sich Wirklichkeitssinn erwerben. Denn heute fehlt den Menschen selbst in bezug auf das Primitivste des Umlebens und des Miterlebens der Wirklichkeitssinn. Die Menschen glauben heute realistisch, materialistisch zu sein, sind aber die abstraktesten Theoretiker, die man sich nur denken kann, sind vollgepfropft von bloßen Theorien, schlafen in lauter Theorien und sind sich dessen nicht bewußt, daß sie in Theorien schlafen. Wenn einmal einer aufwacht - es ist nicht Zufälligkeit, aber man könnte in populärer Redewendung sagen -, wenn einmal einer zufällig aufwacht und etwas wach sagt, wird er einfach unberücksichtigt bleiben. So geht es eben heute.
Sie werden vielleicht schon gehört haben, daß von gewissen Leuten immer wiederum in die Welt posaunt wird: Die Demokratie muß die ganze Kulturwelt ergreifen. Demokratisierung der Menschheit ist dasjenige, was das Heil bringt; dafür muß man nun alles kurz und klein schlagen, damit die Demokratie sich ausbreitet auf der Welt. -Ja, wenn die Menschen einfach so fortleben, daß sie die Dinge, die als Begriffe an sie herantreten, nur so an sich herankommen lassen, also ganz aufgehend in dem Begriffe Demokratie, dann haben sie eben den Begriff Demokratie so, wie ich ihn als Definition des Menschen angeführt habe: Ein Mensch ist ein Wesen, das zwei Beine und keine Federn hat - wie ein gerupfter Hahn. - Denn ungefähr so viel, wie der, dem man einen gerupften Hahn zeigt, vom Menschen weiß, wissen die Menschen, die heute die Glorie der Demokratie verkündigen, von der Demokratie. Man nimmt Begriffe für Wirklichkeiten. Dadurch aber ist es unschwer möglich, daß die Illusion sich an die Stelle der Wirklichkeit setzt, wenn es sich ums Menschenleben handelt, indem man die Menschen einlullt und einschläfert durch Begriffe. Dann glauben sie, in ihrem Streben gehe es dahin, daß jeder Mensch seinen Willen zum Ausdruck bringen könne durch die verschiedenen Einrichtungen der Demokratie, und merken nicht, daß diese Strukturen der Demokratie so sind, daß immer ein paar Menschen an den Drähten ziehen, die andern aber werden gezogen. Doch weil man ihnen immer vorredet, sie sind in der Demokratie drinnen, merken sie nicht, daß sie gezogen werden, daß da einzelne ziehen. Und um so besser können diese einzelnen ziehen, wenn die andern alle glauben, sie ziehen selbst, sie werden nicht gezogen. So kann man ganz gut durch abstrakte Begriffe die Menschen einlullen und sie glauben das Gegenteil von dem, was Wirklichkeit ist. Dadurch können aber die dunkeln Mächte gerade am allerbesten wirken. Und wenn einmal einer aufwacht, so wird er eben nicht berücksichtigt.
Interessant ist es, wie 1910 einer den schönen Satz geschrieben hat, daß es dem Großkapitalismus gelungen sei, aus der Demokratie das wunderbarste, wirksamste, biegsamste Werkzeug zur Ausbeutung der Gesamtheit zu machen. Man bilde sich gewöhnlich ein, die Finanzleute seien Gegner der Demokratie, schreibt der betreffende Mann - ein Grundirrtum; vielmehr seien sie deren Leiter und deren bewußte Förderer. Denn diese - die Demokratie nämlich - bilde die Spanische Wand, hinter welcher sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr fänden sie das beste Verteidigungsmittel gegen die etwaige Empörung des Volkes.“
Rudolf Steiner, GA 177, Seite 264 ff
Steiner warnte schon früh vor der Gefahr, dass sich die Anthroposophische Gesellschaft nicht der Anthroposophie gewachsen zeigen könnte!!!
„Ich habe heute nur skizzenhaft darüber reden wollen, denn ich habe ja über solche Dinge hier auch schon oftmals geredet. Ich habe gewissermaßen andeuten wollen die Regionen, in denen sich die anthroposophische Forschung bewegt, namentlich in den letzten Jahren bewegt hat. Diejenigen, die prüfen wollen, was hier vorgegangen ist, die werden wissen, wie sich die Haltung meiner Vorträge in den letzten Jahren gerade in solchen Regionen bewegt hat. Es hat sich darum gehandelt, allmählich eine Klärung darüber hervorzurufen, wie man aus dem gewöhnlichen Bewußtsein in ein erhöhtes Bewußtsein hineinkommen kann. Und obwohl ich immer wieder gesagt habe, der gewöhnliche, unbefangene Menschenverstand kann die Ergebnisse der Anthroposophie einsehen, so habe ich auch betont, daß für jeden heute zugänglich ist eine solche Bewußtseinshaltung, durch die er unmittelbar selber ein neues Denken und ein neues Wollen erreicht, wodurch er sich hineinversetzt fühlt in diejenige Welt, von der Anthroposophie redet. Dasjenige, was notwendig gewesen wäre, das ist, daß man abgekommen wäre davon, so etwas wie meine «Philosophie der Freiheit» mit derselben Seelenhaltung zu lesen, wie man etwa andere philosophische Darstellungen liest. Man hätte sie in der Seelenhaltung lesen müssen, durch die man aufmerksam wird darauf, daß man in eine ganz andere Art des Denkens, des Anschauens und des Wollens hineinkommt. Dann aber würde man gewußt haben: Man erhebt sich mit dieser andern Bewußtseinshaltung von der Erde in eine andere Welt hinein, und dann entspringt aus dem Bewußtsein einer solchen Seelenhaltung eben jene innere Festigkeit, welche mit Überzeugung reden darf von demjenigen, was die Geistesforschung ergründen kann. Liest man die «Philosophie der Freiheit» in richtigem Sinne, dann redet man über das, was der Geistesforscher zu sagen hat, der eben mehr ergründen kann als dasjenige, was der Anfänger kann, mit Sicherheit, mit innerer Überzeugung. Aber ein solcher Anfänger, wie ich ihn jetzt charakterisiert habe, kann eben schon durch das richtige Lesen der «Philosophie der Freiheit» jeder werden. Dieser Anfänger kann dann von dem Ausführlicheren, das der entwickelte Geistesforscher sagen kann, so reden wie derjenige, der Chemie gelernt hat, von Forschungsresultaten redet, die er auch nicht angesehen hat, von denen er aber weiß aus dem, was er gelernt hat, aus dem, wie man über die Sachen redet und wie sie der realen Sphäre des Lebens angehören. Immer kommt es darauf an, wenn es sich um Anthroposophie handelt, daß eine gewisse Seelenhaltung eintritt, nicht bloß das Behaupten eines andern Weltbildes, als man es im gewöhnlichen Bewußtsein hat. Das hat man eben nicht mitgemacht, die «Philosophie der Freiheit» anders zu lesen, als andere Bücher gelesen werden. Und das ist es, worauf es ankommt, und das ist es, worauf jetzt mit aller Schärfe hingewiesen werden muß, weil sonst eben einfach die Entwickelung der Anthroposophischen Gesellschaft ganz und gar zurückbleibt hinter der Entwickelung der Anthroposophie. Dann muß die Anthroposophie auf dem Umwege durch die Anthroposophische Gesellschaft von der Welt ja gänzlich mißverstanden werden, und dann kann nichts anderes herauskommen als Konflikt über Konflikt!“
Rudolf Steiner GA 257, Seite 56 /57 Febr. 1923
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