Das Projekt „Die verlorenen Worte“

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Wir – die Wortfinderinnen – haben es uns zur Aufgabe gemacht, die verlorenen Worte der deutschen Völker ans Licht zu holen und unsere Sprache wieder damit zu bereichern.
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6 months, 4 weeks ago

Auszug aus dem letzten Rundbrief
„Abschiedsworte – Die verlorenen Worte“

Leseempfehlung:
Der Roman Siddhartha kann durchaus als teilweise autobiografisch angesehen werden.
Eine Lektüre, die man in unserer Zeit des Wandels wärmstens empfehlen kann, um mit beiden Beinen auf dem Boden und nach oben in der Anbindung zu bleiben.

Wir Wortfinderinnen haben uns auf die Suche nach verlorenen Wörtern begeben, viele haben wir gefunden, viele gibt es noch zu entdecken. Wir wollen, um es mit den nachfolgenden Worten Hesses abzuschließen, Finder bleiben und nicht wieder zu Suchenden werden.

Aus dem letzten Kapitel „Govinda“

„‚Wenn jemand sucht‘, sagte Siddhartha, ‚dann geschieht es leicht, daß sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, daß er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur immer an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben. Du, Ehrwürdiger, bist vielleicht in der Tat ein Sucher, denn, deinem Ziel nachstrebend, siehst du manches nicht, was nah vor deinen Augen steht.“

(Hermann Karl Hesse (1877–1963), Pseudonym: Emil Sinclair, deutsch–schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler, Zitate aus der Erzählung „Siddhartha. Eine indische Dichtung“ von 1922, alle Zitate entstammen aus dem Suhrkamp Taschenbuch, 72. Auflage 2020)

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Wortfinder-Rundbrief Nr. 07 | KW 15/2024 „Abschiedsworte“

In diesem Rundbrief:

Auszug aus dem letzten [**Rundbrief**](https://www.williamtoel.de/so/62OxDl3WX?languageTag=en#/main)
6 months, 4 weeks ago

Mit jedem Ende jedoch kommt auch ein neuer Anfang. Sobald eine Tür sich schließt, öffnet sich eine neue – eine Tür zu unbekannten Möglichkeiten. Wir verabschieden uns nicht mit Wehmut, sondern mit Vorfreude auf das, was kommen mag. Denn wir wissen, daß in jedem Abschied auch die Möglichkeit liegt, etwas Neues zu entdecken, etwas, das uns erneut mit Freude und Leidenschaft erfüllen darf. In den Worten von Hermann Hesse „bereit zum Abschied sein und Neubeginne“ möge dieser Zauber uns auf unserem weiteren Weg begleiten und uns die Kraft geben, die Türen zu neuen Möglichkeiten mit offenem Herzen zu betreten.

Wir bedanken uns bei unseren Lesern für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung. Es war uns eine Ehre, Teil Eurer literarischen Reise und Wortfindungen zu sein. Und wer weiß, vielleicht kreuzen sich unsere Wege irgendwann wieder, auf einem neuen Pfad, der sich uns zeigt und den wir gemeinsam erkunden können.

„Der Abschied von einer langen und wichtigen Arbeit ist immer mehr traurig als erfreulich.“
(Friedrich Schiller (1759–1805), Dichter, Philosoph und Historiker)

In diesem Sinne verabschieden wir uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge, bereit für das, was die Zukunft für uns bereithält.

Herzlichst
die Wortfinderinnen

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Das Projekt - Die verlorenen Worte

Die Wortfinderinnen suchen die verlorenen Worte der deutschen Völker. Das Projekt - die verlorenen Worte braucht Deine Unterstützung. Mach mit und melde Dich bei uns!

6 months, 4 weeks ago
Während der letzten drei Jahre haben …

Während der letzten drei Jahre haben wir mit grenzenloser Leidenschaft an dem Projekt „Die verlorenen Worte“ gearbeitet, das Lisa und William Toel gemeinsam mit uns ins Leben gerufen haben. Mit jedem geschriebenen Wort, jedem Rundbrief haben wir unsere Liebe zur deutschen Sprache zum Ausdruck gebracht. Doch wie das Leben selbst ist auch unser Weg als Wortfinderinnen einem stetigen Wandel unterzogen.

Nun ist der Moment gekommen, Abschied zu nehmen – nicht von der Liebe zu den „verlorenen Worten“, sondern von diesem wundervollen Kapitel, das wir gemeinsam geschrieben haben. Es war eine Reise voller Inspiration, Kreativität und Begegnungen, für die wir von Herzen dankbar sind. Jeder Leser, der sich mit uns auf diesen Weg begeben hat, hat sie mit seinen Gedanken und Gefühlen bereichert und uns beschenkt. Dafür sagen wir „Danke“.

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7 months, 2 weeks ago
**Gedicht:

Gedicht:
„Das tiefe Lied“


*„Aus tiefer Nacht ward ich befreit.
Meine Seele staunt in Unsterblichkeit,
Meine Seele lauscht über Raum und Zeit
Der Melodie der Ewigkeit!

Nicht Tag und Lust, nicht Nacht und Leid
Ist Melodie der Ewigkeit,
Und seit ich erlauscht die Ewigkeit,
Fühl nimmermehr ich Lust und Leid!“
(Georg Trakl (1887–1914), österreichischer Dichter des Expressionismus, aus einem Liederzyklus)*

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7 months, 2 weeks ago
**Gedicht:

Gedicht:
„Der Spaziergang“


„Ihr Wälder schön an der Seite,
Am grünen Abhang gemalt,
Wo ich umher mich leite,
Durch süße Ruhe bezahlt
Für jeden Stachel im Herzen,
Wenn dunkel mir ist der Sinn,
Den Kunst und Sinnen hat Schmerzen
Gekostet von Anbeginn.

Ihr lieblichen Bilder im Tale,
Zum Beispiel Gärten und Baum,
Und dann der Steg, der schmale,
Der Bach zu sehen kaum,
Wie schön aus heiterer Ferne
Glänzt einem das herrliche Bild
Der Landschaft, die ich gerne
Besuch in Witterung mild.

Die Gottheit freundlich geleitet
Uns erstlich mit Blau,
Hernach mit Wolken bereitet,
Gebildet wölbig und grau,
Mit sengenden Blitzen und Rollen
Des Donners, mit Reiz des Gefilds,
Mit Schönheit, die gequollen
Vom Quell ursprünglichen Bilds.“

(Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770–1843), Dichter und Lyriker)

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7 months, 3 weeks ago

Die Windsbraut, ahd. wintes prūt(9. Jh.), mhd. windesbrūt, auch in alten Werken als die Wintesbrutt aufgeführt, in der Bedeutung von „heftiger Wind, Wirbelwind, Sturm“ oder bildlich für „aufwallen, brausen, in starker Bewegung sein“; die Windsbraut in alten Überlieferungen und Sagen als weibliche Verkörperung des Windes und der brausenden Luft, die durch das Aufbringen von widriger Witterung Veränderung mit sich bringen kann oder die Menschen aus ihrem gewöhnlichen Alltag aufblicken lässt („wie eine Windsbraut durchs Land fahren“); sie selbst ist auch eine Verkörperung der „Plaudernden mit aufbrausendem Gemüt“ und gleichzeitig der „Gejagten, Umherziehenden“, sie befindet sich selbst in einer Art Kampf mit den Naturgewalten und gleichzeitig im Einklang mit ihnen (Zwiespalt).

Windsbraut, die, Hauptwort, zusammengesetzt aus Wind, der, Hauptwort, von ahd./mhd. wint für „sich bewegende, wehende Luft“ oder „Luftströmung“; „das Wehende“ zurückgehend auf die Wurzel wehen für „blasen, hauchen“ und einigen Belegen nach aus Braut, die, Hauptwort, von mhd. brūt, „die (junge) Frau am Hochzeitstag“, um hier die weibliche Verkörperung des Windes durch die Windsbraut in Sagen und mythologischen Werken zu begründen (siehe u. a. Jacob Grimm, der „die Windsgemahlin“ als Begriff aufführt) – wobei dieser Zusammenhang mit Braut nicht eindeutig geklärt ist, da auch der etymologische Ursprung brausen, Tätigkeitswort, für „aufwallen, schäumen, rauschen, in heftiger Bewegung sein“, mdh. brūsen, einleuchtet und in der Herleitung vorzufinden ist (siehe auch aufbrausen, Tätigkeitswort, „zornig hochfahren“ und ebenso das Tätigkeitswort „sich zusammenbrauen“).

Das Wort Wind ist in einigen Redensarten gebräuchlich: „in den Wind reden“ für „vergeblich etwas sagen“, „in den Wind schlagen“ für „etwas in geringschätziger Weise ablehnen“ oder heute „ohne Beachtung lassen“; siehe auch windig, Eigenschaftswort, mhd. windec, für „voller Bewegung in der Luft“, in übertragenem Sinne „eitel, unberechenbar, unzuverlässig, unredlich“.
Die Windsbraut als „sagenhaftes, koboldartiges Wesen“, auch „ein geisterhaftes Weib“ in der germanischen Mythologie, ursprünglich der „aufgehende Wind“, der dem größeren Sturm vorausgeht. Das Wort Windsbraut findet sich in Überlieferungen auch als Bezeichnung für einen „zweifelhaften Burschen“.

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7 months, 4 weeks ago

Gedicht:
„Mäßigung und Mäßigkeit“
„Laßt das Wort uns geben heute,
Uns vom Trunke zu entwöhnen;
Ziemt sich’s für gesetzte Leute,
Wüster Völlerei zu frönen?
Nein, es ziemt sich Sittsamkeit.
Gutes Beispiel will ich geben:
Mäßigung und Mäßigkeit! –
Stoßet an, sie sollen leben! –
Mäßigung und Mäßigkeit! –
Maß! Maß!
Leert darauf das volle Glas!

Seht, ein Glas ist Gottes Gabe,
Und das zweite stimmt uns lyrisch;
Wenn ich gegen drei nichts habe,
Machen viele doch uns tierisch;
Trinket mehr nicht als genug!
Und mein Lied will ich euch singen:
Mäßigkeit und Mäßigung! –
Laßt die vollen Gläser klingen! –
Mäßigkeit und Mäßigung!
Maß! Maß!
Leert darauf das volle Glas!

Seht den Trunkenbold in schrägen
Linien durch die Gassen wanken;
Kommt die Hausfrau ihm entgegen,
Hört sie keifen, hört sie zanken;
Das verdient Beherzigung.
Laßt uns an der Tugend haften:
Mäßigkeit und Mäßigung!
Pereant die Lasterhaften;
Mäßigkeit und Mäßigung!
Maß! Maß!
Leert darauf das volle Glas!

Was hast, Schlingel, du zu lachen?
Will das Lachen dir vertreiben;
Dich moralisch auch zu machen,
Dir die Ohren tüchtig reiben,
Pack dich fort bei guter Zeit!
Doch ich will mich nicht erboßen:
Mäßigkeit und Mäßigung! –
Eingeschenkt und angestoßen! –
Mäßigkeit und Mäßigung!
Maß! Maß!
Leert darauf das volle Glas!

Modus, ut nos docuere,
Sit in rebus, sumus rati;
Medium qui tenuere
Nominati sunt beati;
C'est le juste Milieu zur Zeit!
Ergo! Ergel! – Deutsch gesprochen:
Mäßigkeit und Mäßigung! –
Frisch das Glas nur ausgestochen –
Mäßigkeit und Mäßigung!
Maß! Maß!
Leert darauf das volle Glas!

Nüchtern bin ich, – Wein her! Wein her! –
Immer nüchtern, – das versteht sich. –
Nur das Haus, der Boden, – Nein, Herr,
Nicht betrunken! – Wie doch dreht sich
Alles so um mich im Schwung?
Laß mich, Kellner, laß mich liegen!
Mäßigkeit und Mäßigung! –
Heute muß die Tugend siegen! –
Mäßigkeit und Mäßigung!
Maß! Maß!
Noch ein Glas – so – noch ein Glas!“

(Adelbert von Chamisso (1781–1838), Naturforscher und Dichter französischer Herkunft)

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8 months ago

Psalm, der, Hauptwort, steht für „Lied“ bzw. speziell für die religiösen Lieder des jüdischen Volkes, die im Buch der Psalmen, dem Psalter, gesammelt sind. Es sind dort 150 Psalmen gesammelt. Auch im Alten Testament ist der Psalter mitaufgenommen. Der Begriff Psalm leitet sich vom kirchenlateinischen psalmus her, das seinerseits aus dem griechischen psalmós für „das Zupfen der Saiten eines Musikinstrumentes, das Saitenspiel, ein zum Saitenspiel vorgetragenes Lied“ steht.

Psalter, der, Hauptwort, als Bezeichnung für das Buch der Psalmen ist ebenfalls abgeleitet aus Kirchenlatein, psalterium, was wiederum zurückgeht auf das griechische psaltérion als Bezeichnung für das Buch der Psalmen in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments. Sowohl psalmós als auch psaltérion sind eine Bildung im Griechischen aus psállein „berühren, betasten, die Saite zupfen, Zither spielen“.

(vgl. „DUDEN, Das Herkunftswörterbuch, Etymologie der deutschen Sprache“, 3. Auflage sowie „Wiktionary“ im Internet, unter „Psalter“ und „Psalm“)

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9 months, 2 weeks ago

Unsere Jahreszeiten und Feste bilden einen Rahmen, der uns führt und hält und uns immer wieder an Wichtiges gemahnt, dabei sich abwechselnd zwischen Ernstem und Leichtem.
Diese ausgewogene Abwechslung, dieses sich die Waage halten zwischen Anstrengung und Muße, ist in dem in diesem Rundbrief betrachteten Wort Maß zu finden, also Mäßigung auch in dem Sinne, das rechte Maß, den Ausgleich dabei zu finden, nach Tagen des Feierns auch wieder zurückzukommen zu den ernsten Aufgaben, die das Leben bereithält, und diese mit der entsprechenden Ernsthaftigkeit, Besonnenheit und auch Anstrengung anzugehen, und genauso umgekehrt, nach Tagen der Anstrengung und Entbehrung, sich wieder dem Leichten und Schönen zuzuwenden.

*„Licht und Schatten muß es geben, soll das Bild vollendet sein;
wechseln müssen drum im Leben, tiefe Nacht und Sonnenschein.“

(Zitat von Ludwig Uhland (1787–1862), Schriftsteller)*

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